Das Mittelalter
Das Mittelalter wird konventionell von 500 - 1500 angesetzt.
Es gibt allerdings verschiedene Periodisierungsmodelle, so das es hin und wieder
zu nicht unerheblichen Abweichungen in der Definition kommen kann.
Konventionell wird das Mittelalter wie folgt unterteilt:
- Frühmittelalter: 500-950
- Hochmittelalter: 900-1250
- Spätmittelalter: 1250-1500
Je nach gewähltem Periodisierungsmodell kann es aber auch zu anderen Sichtweisen des Zeitraumes für das Mittelalter kommen.
Eine recht interessante Übersicht über die Periodiesierungsmodelle finden Sie
hierhier: Periodisierungsmodelle.
Eine sehr verbreitet Ansicht ist auch die Datierung auf 750 - 1450.
Wir sprechen also von einem Zeitraum von 800 - 1000 Jahren! Die Welt hat sich in dieser Zeit oft und heftig verändert.
Den Nationalstaat, wie wir ihn heute verstehen, gab es noch nicht. Die Menschen lebten in einer Agrar-Kultur.
Die Versorgung der Menschen war sehr stark von Klima und Wetter abhängig.
Hingegen der landläufigen Meinung, im Mittelalter sei alles eintönig und grau in grau gewesen, ist es in der Tat so, das es im Rahmen
der Möglichkeiten recht farbenfroh war.
Richtig ist allerdigns, das nach der zweiten Christianisierungswelle der christliche Glaube in Europa mehr und mehr an Gewicht gewann und einen erheblichen Einfluss auf die Menschen dieser Zeit und Ihr Leben hatte.
Einige interessante Aufsätze zu diesem Thema finden Sie unter den FAQ auf dem www.Mittelalter-Server.de.
Die Menschen lebten in einer Argrargesellschaft, diese war sehr von den klimatischen Verhältnissen Ihrer Welt abhängig.
Mit Wärmeperioden wuchs die Bevölkerungszahl, dauerhafte Klimaverhältnisse, die zu schlechten Ernten führten, führten nicht selten auch zu Hunger in der Bevölkerung und zum Ausbruch von Krankheiten.
Über die Bevölkerungszahlen des Mittelalters gibt es nur wenig Aufzeichnungen, aus diesem Grund existieren auch nur Schätzungen.
Zu Beginn des Mittelalters geht man von ca. 18 Millionen Menschen aus, in der Hochzeit der Bevölkerungsdichte schätzt man in Europa eine Einwohnerzahl von ca. 80 Millionen Menschen.
In der Mitte des 14. Jhd. starben in Europa geschätzte 20 - 40 Millionen Menschen an der Pest.
Der Begriff Das dunkle Mittelalter meint nicht, das alles düster und dunkel war, sondern bezieht sich auf die Entwicklung der Wissenschaften. Diese Entwicklung wurde durch die katholische Kirche stark eingeschränkt, was einen unangenehmen Einfluss, zum Beispiel auf die Medizin, und somit auch auf die medizinische Versorgung der Bevölkerung hatte.
Im Mittelalter exisitierte das heutige System von National-Staaten nicht, die Herrschaftsbezüge waren personenabhängig.
Einer der Gründe, warum die deutschen Könige zum ausüben Ihrer Herrschaft ständig auf Reisen waren. Als Stützpunkte hierfür dienten die Pfalzen.
Die Religion
Nach der zweiten Christianisierungswelle (um 750) war die katholische Kirche ein nicht unerheblicher Machtfaktor in Europa.
Der katholische Glaube gewann einen wesentlichen Einfluss auf das alltägliche Leben der Menschen und auf die Weltsicht.
Je weiter man nach Nordeuropa kam, desto dünner war der Einfluss der Kirche und die Verbreitung des katholischen Glaubens.
Doch politische Überlegungen führten nicht selten dazu, das Herrscher das Christentum als Religion annahmen und diesen dann auch,
notfalls mit Gewalt, in ihrem Herrschaftsbereich durchsetzten.
Beispiel hierfür sind Gorm der Alte (um 950), erster König Dänemarks, der dem Christentum beitrat, um die militärischen Aktionen der Ottonen,
zum Zwecke der Einverleibung gewinnträchtiger Handelsplätze, wie z.B. Haitabuh (Schleswig Holstein, Schlei) zu unterbinden, da die angebliche Motivation für
die Kriegszüge die Christianisierung war.
Erik dem Roten wird nachgesagt, er habe das Christentum mit dem Schwert verbreitet.
Das Christentum war also für den einen oder anderen Herrscher durchaus nicht nur Religion, sondern auch politisches Werkzeug.
Trotzdem findet man bis in die Neuzeit Hinweise, das auch weiterhin die alten Religionen ihren Platz in der Bevölkerung hatten.
Die Kirche nahm dies zum Anlass, Feiertage auf Termine alter Religionen zu platzieren und Kirchen auf alten Kultplätzen zu bauen.
Bevölkerung
Grob geschätzt lebten im mittelalterlichem Europa ca. 18 bis 80 Millionen Menschen. In ganz Europa in der Spitze also weniger Menschen,
wie heute allein in Deutschland.
Da es nur wenige Aufzeichnungen über die Bevölkerung gab, sind die Zahlen, mit denen wir heute operieren, bis auf wenige, regional beschränkte Einzelfälle,
überwiegend Schätzungen.
Die geschätzten Bevölkerungszahlen schwanken in dieser Zeit sehr stark, was abhängig ist von Seuchen, wie der Pest und klimatischen Verhältnissen, wie Wärmeperioden.
Das Klima hatte starken Einfluss auf die Erträge der Landwirtschaft.
Hohe Ertragslagen und mildes Klima führten zum Anstieg der Bevölkerung.
In der Zeit von 900 bis 1300 soll sich die Bevölkerung vervierfacht haben.
Pandemien und Seuchen, strenges Klima und geringe Ertragslagen der Landwirtschaft führten zum Einbruch der Bevölkerungszahlen.
Man schätzt zum Beispiel, das die zweite Pestwelle in Europa (14. Jh) ca. 40-50% der Menschen das Leben kostete.
Kommunikation
Ein klassisches Postwesen entstand erst um 1490 ( Janetto von Taxis ).
Zuvor beschränkte sich die Fernkommunikation in den Bereichen der Herrschaftshäuser, des Handels und des Bankwesens.
Geschrieben wurde mit der Hand, Schriftträger war vornehmlich Pergament, dieses war kostspielig.
Die Dokumente wurden per Bote / Kurier transportiert.
Privater Briefverkehr fand so gut wie nicht statt.
Als Schreibgeräte dienten unter anderem die Schreibfeder,
siehe auch unsere Kategorie Scriptorium.
Die Kommunikationswege waren lang und brauchten Ihre Zeit.
So brauchte auch z.B. die Mode immer eine lange Zeit, um sich zu verbreiten.
Gelegentlich liest man, das ein Zentrum der Modeentwicklung in Italien lag.
Handel und Handwerk im Mittelalter
Der Handel
Die Handelswege waren, ebenso wie heute, durchaus lang. Handels-Fernreisen konnten im Zweifel Jahre dauern.
Die Nah- und Fernhandelswege gingen über Land, über Flüsse und über See und waren immer auch gefährlich.
Handelsbeziehungen von Nowgorod bis Island und von Skandinavien bis in den nahen Osten sind heute bekannt.
Shops und Läden, wir wie sie heute kennen, gab es zu dieser Zeit natürlich nicht.
Einzelne Geschäfte entstanden in den Städten, diese waren meist aber auf einen Produktbereich beschränkt und waren häufig die Verkaufsstellen
des Handwerks.
Gewandung bekam man z.B. direkt beim Schneider, Tuche beim Weber, Waffen bei einem Schmied.
Da die meisten Menschen in landwirtschlaftlichen Gemeinschaften unterschiedlicher Größe lebten, an denen nicht immer alle Handwerke vorort ansässigen waren,
und es nicht alles zu kaufen gab, entwickelte sich auch eine Art Handelsreisender, der Produkte an den Produktionsstätten erwarb und an Orten, an denen Bedarf für diese Produkte existierte,
diese wieder verkaufte. Er tat dies quasi "Tropfen" für "Tropfen", ein Tröpfelhändler.
Das Handwerk
Entgegen manch landläufiger Meinung war das Handwerk hoch entwickelt und so manche Arbeit dieser Zeit lässt den heutigen Handwerker staunen.
So manches kunstvolle Möbel, Stickereien, Schmuck und Waffen sind heute kaum noch herzustellen.
In Museen finden wir zum Beispiel Schwerter, die von hohem metallurgischem Wissen und
hoher Schmiedekunst zeugen. Aus dem 9. Jh. aus Skandinavien Schwerter mit einem Kern aus Zopfdamast, besonders harten, aufgelegten Schneiden, mit Perldraht aus Silber belegtem Griff
und wundervollen Gravuren in Parierstange und Knauf.
Der Erfindungsreichtum zur Gestaltung des alltäglichen Lebens war bemerkenswert.
Wohl eines der interessantesten Möbel dieser Zeit ist ein Klappstuhl, den wir heute Scherenstuhl nennen.
Gestalt und Funktion zeigen ein hohes Maß an technischem Verständnis und handwerklichem Wissen.
Diesen Stuhl gab es natürlich, bei gleichbleibender Funktion und Technik, in den verschiedensten Designs.
Sieh auch unsere Kategorie Möbel > Scherenstühle.
Der Mittelaltermarkt
Ein Laden oder Shop mit einem umfangreichen Produktangebot waren wohl, wenn überhaupt, selten.
Bedeutsam für den Einzelhandel waren vor allem Märkte, auf denen vornehmlich die Produzenten Ihre Waren zum Kauf anboten.
Da die meisten Menschen in der Landwirtschaft, in einzelnen Höfen oder kleinen Dörfern lebten, waren diese Märkte nicht nur Gelegenheit um die Ausrüstung und den Bedarf des alltäglichen Lebens zu kaufen,
sondern auch ein Umschlagplatz für Informationen.
Eine kleine Information zum Thema Handel im Mittelalter finden Sie hier.
Bald erkannte die Obrigkeit, das ein Markt natürlich auch einen Bedarf an Schutz hatte und das man damit auch Geld verdienen konnte.
So entwickelte sich das Marktrecht und der Marktfrieden.
Die Stadt Heide in Schleswig Holstein feiert noch heute den Heider Marktfrieden, im Februar 1447 wurde auf dem Heider Marktplatz das erste Dithmarscher Landrecht
verkündet, in dem als ein wesentlicher Bestandteil auch der Marktfrieden verankert war.
Der "Heider Marktfrieden" garantierte einheimischen und auswärtigen Kaufleuten, dass sie - geschützt vor Gewalt und Gefahr - friedlich ihren Geschäften nachgehen konnten.
Hierfür hatte nun die Obrigkeit Sorge zu tragen.